(Von Lothar Neumann, ALLB Heilbronn)
Es gibt zwei Möglichkeiten, Daten zu sammeln, abzulegen und auszuwerten. Zum einen manuell mit Hilfe von Karteikarten, zum anderen EDV
unterstützt.
Rechnergestützte Verfahren bieten allerdings bei der Datenerfassung kaum Vorteile gegenüber manuellen Aufzeichnungsmethoden. Die
Vorteile liegen vielmehr in der schnelleren Auswertbarkeit eingegebener Daten.
Der hier vorliegende Beitrag befasst sich mit einer speziell für Weinbaubetriebe ent-wickelten manuell zu führenden Schlagkartei.
Grundsätzliches, Inhalt und Nutzen für den Weingärtner wird im folgenden erläutert.
Was ist das - Schlagkartei?
Die Schlagkartei ist ein systematisches Hilfsmittel zur Erfassung betrieblicher Daten in der Außenwirtschaft. Sie ist eine normierte
Karteikarte, in der die schlagbezoge-nen Daten aller wichtigen pflanzenbaulichen Maßnahmen aufgezeichnet werden. Durch den
Formularcharakter, der den Benutzer zur konsequenten Erfassung der Daten anhält, ist gewährleistet, dass auch über Jahre
hinweg wichtige Daten einheit-lich und übersichtlich erhoben und aufgezeichnet werden.
Wer soll/muss Schlagkartei führen?
Ohne Aufschriebe läuft die Betriebsplanung nach Gefühl und Wellenschlag. Das ist schlecht! Deshalb sollten regelmäßig
Aufzeichnungen über wichtige betriebsrelevan-te Daten gemacht werden.
Im Förderprogramm MEKA II wird die Führung einer Schlagkartei je Betrieb ab dem Jahr 2000 mit 10 Punkten (100 Euro)
gefördert. Allerdings muss der Betrieb, um an-tragsberechtigt zu sein, mindestens über 5 Schläge (verschiedene Parzellen
oder auch unterschiedliche Sorten) verfügen. Gleichzeitig ist die Führung einer Schlagkar-tei wiederum Voraussetzung, um an
anderen Maßnahmen, wie z.B. Kontroll- und Überwachungsmethoden zur Feststellung des Infektionsdruckes von Pilzkrankheiten (5
Punkte je ha) oder Grundnährstoffdüngung auf der Basis regelmäßiger Bodenun-tersuchungen (1 Punkt je ha), teilnehmen zu
können.
Büroorganisation und Ausstattung
Die Bereitschaft, alles Wichtige aufzuschreiben und zu archivieren, ist jedoch nur dann vorhanden, wenn es schnell geht. Schnell und ohne
großen Aufwand kann es nur gehen, wenn Ordnung im Büro ist. Im Falle Schlagkartei (und nicht nur dort) ist es deshalb notwendig,
sich ein Ordnungssystem zu überlegen. Deutliche Beschrif-tung mit „Schlagkartei“ auf der Stirnseite eines Ordners ist
wichtig, damit dieser im Aktenschrank oder auf dem Regal schnell erkannt wird. Der Schlagkarteiordner bie-tet sich auch an, darin
Bodenuntersuchungsergebnisse aufzubewahren. Auch das Innenleben des Ordners bedarf eines Systems, damit nach dem Aufschlagen das Gesuchte
auf einen Blick gefunden wird. In Büroartikelgeschäften gibt es Zwischen-lagen, die beschriftet werden können.
Welchen Nutzen bringt eine Schlagkartei?
Neben dem unmittelbar messbaren geldlichen Nutzen über die MEKA Fördermittel zeigt sich der betriebliche Nutzen der
Schlagkarteiführung in der Regel erst nach einigen Jahren, wenn Vergleiche angestellt werden können. Vergleiche entweder im
eigenen Betrieb von Schlag zu Schlag (Vertikalvergleich) oder aber etwa im Bekann-ten- und Kollegenkreis innerhalb verschiedener Betriebe
(Horizontalvergleich).
Aufbau und Inhalt
Nachfolgend wird Aufbau und Inhalt der abgebildeten Schlagkarteiblätter erläutert. Zu beachten ist hierbei eine Dreiteilung, um
mit möglichst wenig Schreibaufwand alles Wesentliche zu erfassen.
Die Schlagkarten 1 und 2 bilden die erste Einheit. Hier werden Daten schlagbezogen aufgezeichnet. Diese beiden Karteikarten begleiten einen
Weinberg während der gesamten Standzeit, brauchen also nicht jährlich neu angelegt werden. In Schlagkar-te 1 sind die
unveränderlichen Stammdaten eines Schlages aufgeführt sowie die Er-gebnisse von Bodenuntersuchungen. Bodenuntersuchungen auf
Grundnährstoffe sollten ca. alle 5 Jahre durchgeführt werden. Die Entwicklung der Nährstoffgehalte im Boden im Lauf der
Jahre zeigt dem Bewirtschafter, ob er mit den durchgeführten Düngungsmaßnahmen richtig liegt.
In Schlagkarte 2 werden insbesondere die jährlichen Ernteergebnisse eines Wein-bergs eingetragen sowie die Höhe der
durchgeführten Stickstoffdüngung. Die jährli-che Stickstoffdüngung ist eine wichtige Kenngröße für die
Wüchsigkeit des Bestan-des. Hierzu dient als Messinstrument in erster Linie das menschliche Auge des Be-wirtschafters. Anzustreben ist
ein mittlerer Wuchs. Sowohl zu wüchsige Bestände als auch zu schwach wachsende Anlagen sind in jeder Hinsicht
ungünstig.
Die Schlagkarten 3 und 4 bilden die zweite Einheit. Hier erfolgen ebenfalls schlagbe-zogene Aufschriebe. Auf einem Blatt können jedoch
mehrere Weinberge gleichzeitig erfasst werden. Diese beiden Karteikarten sind jedes Jahr neu auszufüllen.
In Schlagkarte 3 werden die verwendeten Düngemittel, Datum der Düngung und ausgebrachte Reinnährstoffe je ha
aufgeführt. Wer Bodenuntersuchungen durch-führt kommt nicht umhin, sinnvollerweise schlagbezogen unterschiedlich zu düngen,
oft auch durch Verwendung von Einzelnährstoffdüngern. Es ist deshalb empfehlens-wert, diese Schlagkarte 3 vor dem
Düngerstreuen auszufüllen und dementsprechend den Mineraldünger einzukaufen. Es sollte noch erwähnt werden, dass bei
Einsatz eines Volldüngers sich die Düngermenge nach dem Stickstoff zu richten hat. Wer organische Dünger verwendet, sollte
sich die darin enthaltenen Nährstoffe ebenfalls berechnen und eintragen.
In Schlagkarte 4 können schlagbezogen die wichtigsten ertrags- und erlösrelevanten Daten aufgezeichnet werden. Schätzung der
Erntemenge und tatsächlich erzielter Ertrag können hier für die einzelnen Weinberge eines Betriebes verglichen werden.
Die Schlagkarten 5 und 6 bilden die dritte Einheit. Hier werden betriebsbezogen, also nicht schlagbezogen, die durchgeführten
Pflanzenschutz- und Bodenpflegemaß-nahmen aufgezeichnet. Diese beiden Karten sind ebenfalls jedes Jahr neu auszufül-len. Sofern
auf einzelnen Weinbergen Pflanzenschutz- oder Bodenpflegemaßnah-men von der Norm abweichen, kann dies jeweils in der Spalte
Bemerkungen aufgeführt werden.
Schlagkartei
Weinbau Euro (xlsx)